Zu jener Zeit, als ich noch jagen ging, hatte es noch viele, zu
viele oft. In diesem Revier, sogar ganz in der Nähe, wo ich damals
wohnte, hatte mich ein Fuchs regelrecht kirre gemacht. Er
erhielt eine extra Geschichte, so geht es diesmal nicht um ihn,
sondern andere, die diese "Futterwiese" genauso besuchten. Ich
könnte viele Abenteuer mit Füchsen berichten, denn es war eben nicht
immer einfach, sie zu bejagen. Sah man sie, waren sie sogar für die
Kugel meist zu weit weg.
Gut, es gab Möglichkeiten, sie anzulocken, aber davon machte ich
selten Gebrauch. Irgendwie hielt ich das für unfair. Das Anlegen von
Köderschächten zum Beispiel, außerdem konnten die mit der Zeit
elendiglich "müffeln". Mäuseln war da schon was anderes. Der
einfachste Trick: Eine Flasche und ein angefeuchteter Korken, den
man daran rieb. Ein wenig Übung gehörte schon dazu, den richtigen
Ton zu erzeugen, um den Rotrock zum Anwechseln zu bringen. Und dann:
Füchslein war aufmerksam in alle Richtungen, deren Gehör enorm,
logisch. Selbst die geringste Bewegungen nahmen sie wahr, so
wie Wildschweine, Rot- oder Rehwild. Sie scheinen zwar voll auf ihre
Beute konzentriert zu sein... Nein, sie merkten alles. Guten Wind
brauchte es sowieso, aber auch möglichst geschlossene Kanzeln und
Stille, um zu einem jagdlichen Erfolg zu kommen. Und Stille
herrschte auch bei diesem Ansitz an einem Dezemberabend. Aber
aufmerksam waren die Füchse an dem anscheinend nicht.
Eine leichte Schneedecke bedeckte Wiesen und Felder. Die in der Nähe
der Kanzel befindliche Kirrung an der Dickungsgrenze lag unberührt,
wie ich durchs Glas erkennen konnte. Also keine Sauen im Revier,
schade. Die Dickung lag versetzt rechts hinter mir, die Kanzel stand
einige Meter entfernt an einer Ecke.
Friedlich wars, ruhig, nicht mehr weit bis Weihnachten und schon
beinahe dunkel, doch bei diesem Schnee... Ich liebte diese Stimmung,
bei der Ruhe und gleichzeitig Spannung herrschte. Was kommt, kommt
überhaupt was und wie geht es aus? Und so ein bisschen Grusel gabs
auch. Immerhin, so ganz alleine und weit ab von den Häusern am
Wald...
Im nächsten Moment stand ein Fuchs vor der Kanzel. Leise öffnete ich
das Fenster, fand nicht mal gleich den Nagel zum Einhängen der
Schnur. Bauz! Der Fuchs zog weiter seinen Bogen um die Kanzel. Hatte
ich ihn im Ziehen doch verfehlt? Aber weshalb flüchtet er dann nicht
hinüber in die Wasserleitungsbüsche? Die waren doch sehr nahe und
geradezu der kürzeste Weg zur Sicherheit! Nein, er zog weiter um die
Kanzel, wurde allerdings, so schien mir, langsamer, und verschwand
dann in der Dickung. Doch getroffen?
Ich blieb auf der Kanzel sitzen. Weit weg entdeckte ich ein Reh und
noch weiter entfernt einen nächsten Fuchs auf der Wiese.
Die Sicht war ideal. Der abnehmende Mond schickte ein leichtes
Licht durch die geschlossene Wolkendecke und der Schnee erschien
dadurch nicht zu hell. Alles zusammen bestens zur Jagd geeignet.
Ich dachte daran, dass ich nur noch selten Zeit finde, um auf Jagd
zu gehen und solch eine schöne Ruhe hier draußen zu genießen. Wie
oft fühlte ich mich an den Wochenenden so müde, dass ich mich
zwingen musste, abends rauszugehen. Und da waren ja auch noch die
anderen Pflichten, die das Bisschen freie Zeit fraßen.
Kurz nach Sechs machte ich mich fertig zum Abbaumen. Mein Mann war
unterwegs, aber den Kindern hatte ich versprochen, bis halb Sieben
zu Hause zu sein. Als ich aus der Kanzeltür klettern wollte, huschte
ein Fuchs direkt unter mir hindurch in Richtung Dickung. Wo
bitte kam der denn her? Der übliche Kontrollblick vor dem Abbaumen
hatte nichts in Anblick gebracht.
Hinsetzen, warten, nichts tat sich. Ich stand bereits wieder auf der
Kanzelleiter, da sah ich entweder diesen oder noch einen anderen
Fuchs nur wenige Meter vor der Kanzel, also Richtung Wiese. Leise,
leise ... Zurück in die Kanzel, Fenster auf... Er schnürte direkt
vor der Kanzel. Fast auf der gleichen Stelle, wie der erste Fuchs
gestanden hatte, warf ihn der Schrotschuss nieder. „Den hast du
endlich!“ dachte ich, denn er lag still.
Stolz zeig dich daheim den Prachtrüden den Kindern. Und um das Glück
perfekt zu machen, fand am nächsten Vormittag mein Mann, denn ich
musste ja wieder zur Arbeit, den von mir zuerst beschossenen Fuchs,
eine Fähe. Sie lag gleich hinter dem ersten Baum. Innerhalb nur
einer Stunde zwei Füchse erlegt. Ein herrlicher Anblick, als sie
beide nebeneinander am Haken des Schuppens hingen. Herrlichste
balgbare Füchse, denn das war nicht immer so. Und nun stimmte auch
die Treffpunktlage der Waffe wieder, mit der ich zuvor Probleme
hatte. Meine kleine Jägerwelt war wieder in Ordnung.
ENDE
Text und Fotos © Hildruth Sommer